Wie lassen sich Ziele des Klima- und Biodiversitätsschutzes mit der Produktion hochwertiger, regionaler Lebensmittel vereinbaren? Ist dies überhaupt möglich? Ja – das zeigt eindrucksvoll das Beispiel des Rhönhof der Familie Henkel in Hofbieber-Mahlerts. Dem stimmt auch die hessische Umweltministerin Priska Hinz zu, als sie vergangenen Donnerstag den seit 1989 nach ökologischen Richtlinien bewirtschafteten Familienbetrieb besuchte.
Dass die aktuellen Herausforderungen, auch – oder vielleicht ganz besonders – die landwirtschaftlichen Betriebe betreffen und wie wichtig regionale Kooperationen sind, machten Oswald und Joseph Henkel während des Betriebsrundgangs deutlich. Ihr Lösungsansatz: Energieeffizient und klimaschonend Landwirtschaft betreiben! Wie das funktioniert? Die Henkels setzen dabei auf die Erzeugung von Bio-Heumilch, sowie regionale Mast, Schlachtung und Verarbeitung der männlichen Kälber. Und auch die Vermarktung erfolgt größtenteils regional.
65 ha der insgesamt 85 ha Betriebsfläche sind Grünland. Zusammen mit Klee- und Luzernegras bildet es die Hauptfuttergrundlage für rund 50 Milchkühe. Die Nutzung des Grünlands durch Beweidung trägt, ebenso wie der Kleegrasanbau, zur Kohlenstoffbindung im Boden bei – und so zum Klimaschutz! Um die grasbetonte Fütterung zu optimieren und den Betrieb gut in die Zukunft zu führen entschieden sich Oswald und Joseph Henkel im Jahr 2020 für den Bau einer Heutrocknungsanlage.
Ein wesentlicher Punkt, um landwirtschaftliche Betriebe, wie den der Henkels auch zukünftig erfolgreich bewirtschaften zu können, seien regionale Kooperationspartnerschaften entlang der gesamten Wertschöpfungskette notwendig. Um hochwertige Lebensmittel zu produzieren braucht es gute handwerkliche Verarbeiter in der Region, sowie Wissen und Transparenz entlang der Wertschöpfungskette – und das schon der Ausbildung, betonte Sandra Limpert vom Ausbildunsgverbund Rhöner Lebensmittel. Und genau hier fehle es immer deutlicher: Handwerkliche Verarbeitungsbetriebe – von denen es insbesondere im milchverarbeitenden Bereich immer weniger gebe, und regionale Vermarktungswege, die über einzelbetriebliche, arbeitsintensive Lösungen hinausgehen. Gerade für so ein besonderes Produkt wie eine regionale Bio-Heumilch.
Eine Herausforderung, der sich das länderübergreifende Projekt „BioHeumilch Rhön-Vogelsberg“ angenommen hat. Vor diesem Hintergrund schlossen sich 2020 sieben Bio-Landwirte aus Rhön und Vogelsberg zusammen, begleitet von den Öko-Modellregionen Fulda, Vogelsberg und Rhön-Grabfeld, sowie weiteren assoziierten Partnern. Ihr gemeinsames Ziel: Die Produktions- und Vermarktungsnische Bio-Heumilch mit Regionalcharakter als zukunftsfähige Alternative für ansässige Bio-Milcherzeuger zu erschließen. Und so langfristig eine regionale Wertschöpfungskette für die Bio-Heumilch aufzubauen. Wenig überraschend, dass Oswald Henkel die Kooperation BioHeumilch Rhön-Vogelsberg maßgeblich unterstützt und voranbringt. Aktuell werden mit der Hungener Käsescheune, der Käserei Altenschlirf und dem Betrieb Henkel Logistik- und Verarbeitungsmöglichkeiten erprobt. Eine Herausforderung: Hier möglichst Wegesparend – und somit klimaschonend – die beteiligten Betriebe einzubinden. Da Zusammen vieles leichter geht, ist angedacht die regionalen Bio-Heumilch Produkte unter einem gemeinsamen Label der „Kooperation BioHeumilch Rhön-Vogelsberg“ zu vermarkten. Und auch bei der Kooperation ist schon jetzt klargeworden: Um etwas Neues zu schaffen braucht es Ideen, Menschen mit Mut Risiken einzugehen und vor allem eins – eine gemeinsame Vision!